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51 Prozent des Gesamt-Energiebedarfs benötigen private Haushalte

Mitteilung vom 18.05.2022 (archivierte Mitteilung)

51 Prozent des gesamten Energiebedarfs in Tönisvorst benötigen die privaten Haushalte: durch Heizen und elektrischen Strom. Weitere 20 Prozent konsumiert der motorisierte Individualverkehr (MIV). Will die Stadt klimaneutral werden, müssten die Menschen zum Beispiel auf rund 24 Prozent der Fahrten verzichten – und 86 Prozent auf andere Fahrzeuge umsteigen – zum Beispiel auf E-Fahrzeuge (gespeist durch erneuerbare Energien) oder mit grünem Wasserstoff betriebene Fahrzeuge. Gleichzeitig müsste der Primarenergiebedarf der Wohnhäuser durch Dämmung gesenkt und der Wärmebedarf sowie Strom durch CO2-neutrale Quellen gedeckt sein.

Woher diese Erkenntnisse stammen?

Gemeinsam mit dem Kreis Viersen sowie fünf weiteren Kommunen aus dem Kreis Viersen hat die Stadt ein über 400-Seiten starkes Klimaschutzkonzept (IKK) erstellen lassen. Darin sind drei Szenarien beschrieben: Klimaneutralität mit einem „Weiter-so-wie-bisher“, Klimaneutralität in 2035 und Klimaneutralität in 2045 (Bundesziel). Dieses umfassende, 400 Seiten starke Werk hat die von den Kommunen beauftragte Firma energielenker projects jetzt am 5. Mai im Umwelt- und Klimaausschuss vorgestellt. Hier die wesentlichen Ergebnisse der Datenerhebungen, Analyse und Berechnungen.

Was wäre erforderlich für eine Klimaneutralität in 2035?

Dann müsste die Stadt innerhalb der nächsten drei Jahre ihre Triebhausgasemissionen (THG) um knapp 45% gesenkt haben. Will man 10 Jahre später den Ausstieg schaffen – also im Jahr 2045 -, sind es knapp 24% der Treibhausgasemissionen, die eingespart werden müssten.

Wie könnte das ganz konkret vor Ort gelingen?

„Ein großer Hebel sind die Sanierungen der Wohnhäuser“, sagt Reiner Tippkötter, Geschäftsführer der energielenker projects und spricht von intelligent sanieren: Klug (ressourcenschonend) dämmen und ein Wechsel des Heizsystems vollziehen. Rund 7800 private Wohnhäuser gibt es im Stadtgebiet – 87% davon Ein- bis Zweifamilienhäuser (Zensus 2011). „Wenn Sie bis 2045 jährlich 6% der Häuser sanieren, haben sie eine 70%-ige Energieeinsparung in den privaten Haushalten“, erläutert der Experte. Und damit bereits 35% des gesamtstädtischen Energieverbrauchs eingespart. Das wären rund 470 Häuser, die pro Jahr vollständig saniert werden müssten.

Weiterer Hebel?

Weg von den fossilen Brennstoffen, wie Kohle, Öl und Gas. Ganz konkret in Tönisvorst: Weg von der Steinkohle bis 2030, sprich raus aus dem Strom-Mix, der eingekauft wird. Weg vom Heizöl bis 2030 und Erdgas bis 2045. Dritter Hebel? Ausbau der erneuerbaren Energien in Tönisvorst. 14% des Energiebedarfs im Stadtgebiet wurden 2019 aus Erneuerbaren gedeckt – allen voran die Biogasanlagen mit 44%, die Windenergie mit 42% und die restlichen 14% aus Photovoltaikanlagen. „Das größte Potenzial bei Ihnen vor Ort sind aktuell Dachflächen-Photovoltaik-Anlagen. Dann: Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen und Windenergie“, so Tippkötter.

Mit einem "Weiter-So“ würde man das 1,5°C-Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens weit verfehlen

Letzter wesentlicher Punkt: die Mobilitätswende – mit den bereits besagten 24% weniger Fahren und 86% alternativen Antrieben. „Ein-Weiter-So“ würde bedeuten, dass man 2045 erst 47% der Treibhausgasemissionen eingespart hätte und das 1,5°C-Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens weit verfehlen würde.  „Wie der Klimaschutz konkret vor Ort umgesetzt und welche Investitionen für die Zukunft der Bürgerinnen und Bürger getätigt werden können, zeigt dieses Konzept auf“, so die Beigeordnete Nicole Waßen. Jörg Friedenberg, Fachbereichsleiter für Klima und Umweltschutz, verwies die bereits seit 1990 unternommenen Schritte sowie den 2019 vom Stadtrat beschlossenen Klimanotstand und den daraus generierten Maßnahmen. „Es gibt also einen Handlungsplan zum Klimaschutz, der neben dem Klimaschutzkonzept aus sechs weiteren Bausteinen besteht, wie zum Beispiel das Klimafolgenanpassungskonzept, das Arbeitsprogramm zum Klimanotstand oder beispielsweise das Energiemanagement der städtischen Liegenschaften“, so Birgit Lufen vom Team für Umwelt und Planung.

Politik entscheidet im Herbst

Wer sich den Bericht und Diagramme selber anschauen möchte: Diese öffentlich abrufbar unter https://toenisvorst.ratsinfomanagement.net/vorgang/?__=UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZRzrivIfOI6trGILAEfVvBE.  Für welchen Pfad sich die Stadt entscheidet: Darüber soll im Herbst dieses Jahres die Politik entscheiden.

Hier die konkreten Daten zu Tönisvorst.

  • 507.689 MWh war umgerechnet der Gesamtenergiebedarf der Stadt inklusive Mobilität im Jahr 2019. 
  • 73.352 MWh regenerativer Strom sind auf dem Stadtgebiet durch Wind, PV und Biogasanlagen im Jahr 2019 erzeugt worden
  • Die Industrie vor Ort benötigt 12% des gesamtstädtischen Energiebedarfs und produziert 13% der Treibhausgasemissionen. Gewerbe, Handel und Dienstleistungen verbrauchen 16% der Energie im Stadtgebiet und produzieren auch 16% der Treibhausgasemissionen (Referenzjahr 2019).
  • Der Tönisvorster stößt mit rund 5,38 Tönnen CO2 weniger aus als der Bundesdurchschnittsbürger (Standardkommune) mit rund 10 Tonnen.
  • 25 Maßnahmen gibt es ganz konkret, die sich aus dem Klimaschutzkonzept für den Kreis Viersen und die sechs beteiligten Kommunen ergeben.
  • Anteil der Verwaltungen an den Treibhausgas-Emissionen „nur“ rund 1 %.

Woher stammen die Daten? Anders als bei Hochrechnungen wurden im Kreis Viersen die Daten erhoben: Durch Abfrage bei den Energieversorgen, die dies auf die Kilowattstunde genau abrechnen, sowie durch die Daten des Bundes.

 

 

 

 

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